Kurse oder Freies Spiel?

Freies Spiel: Lernen fürs Leben

Klar, man weiß, was Pädagogischer Mittagstisch bedeutet, wie wichtig die Hausaufgabenbetreuung ist und für was ein Kurs am Nachmittag steht. Schließlich hat jeder Kurs einen Titel, ein Lernprogramm. Drum werden die Kursangebote mit Spannung erwartet.

Was läuft dagegen ab, wenn ein Kind keinen Kurs besucht? Wird etwas verpasst oder werden gar die Lern- und Entwicklungschancen beeinträchtigt?

Das Freie Spiel der Kinder strahlt für manche Erwachsenen keine sonderliche Attraktivität aus. Nur Spielen, kein Lernen?

Dem Freien Spiel einen angemessenen Platz einzuräumen, soll auch deutlich machen, warum diese Phasen keine Störungen vertragen, warum wir auf festen Abholzeiten um 14, 15 und 16 Uhr bestehen.

Im Freispiel ist das Kind, wie das Wort schon sagt, freier in der Gestaltung seiner Beschäftigung als in der übrigen Zeit des Tages. Dabei sind die Initiativen des Kindes gefragt, nicht seine Anpassung an Vorgaben oder Lernschritte. Das freie Spiel fördert freie Initiative, eine in der modernen Gesellschaft besonders geschätzte Eigenschaft.

Der Drang zu spielen ist ein elementares Bedürfnis. Wer mit Kindern spielt und sie beim Spielen beobachtet, wird sehr viel darüber erfahren können, wie Kinder sich die Welt aneignen.

Was lernen die Kinder Im Freien Spiel?

  • sozial und gerecht miteinander umzugehen, gemeinschaftlich Konflikte zu lösen und sich in unerwarteten Situationen zu bewähren

    Das Freie Spiel ist ein Experimentierfeld, auf dem Sozialkompetenz intensiv geübt wird: Zusammenarbeit, Taktgefühl, Wahrnehmung und Respekt der individuellen Unterschiede, Freundschaften und Auseinandersetzungen.

  • intellektuelle Strategien, die ihnen dabei helfen, kognitive Herausforderungen zu bewältigen.

    Beim Spiel mit Gegenständen aus der Natur oder mit anderem Spielzeug, das keine genaue Kopie der Realität ist, berücksichtigt das Kind einige Grundeigenschaften des Gegenstandes, betätigt aber darüberhinausgehend seine eigene Phantasie. Kleine Stöcke können problemlos als Spaghetti herhalten, große Stöcke können auch als Gitarre verwendet werden. Hierbei wird „eine der wichtigsten Grundkompetenzen in modernen Gesellschaften - das flexible Ausdeuten der realen Umwelt“ - gelernt. (C. Rittelmeyer)

So entwickeln sich Intelligenz und emotionelle Reifung gleichzeitig: eine einseitige Entwicklung wird vermieden. Ein Kind muss spielen, um sich in seiner Gesamtpersönlichkeit ganzheitlich entwickeln und lernen zu können. Dabei ist Spielen immer verbunden mit Wahrnehmung und Bewegung. Im Spiel wird die Welt mit allen Sinnen erforscht, handelnd „be-griffen“ und verändert.

Gerade im freien Spiel lernen Kinder, ihre Bedürfnisse zu erkennen: Möchte ich lieber etwas Ruhiges machen oder toben? Mag ich mich konzentriert in eine Sache vertiefen oder mich lieber einem anderen Kind oder einer Gruppe zuwenden? Ziehe ich es vor, einen Erwachsenen dabei zu haben oder möchte ich lieber unbeobachtet sein? Die Fähigkeit zu spüren, was einem gut tut, es sich dann auch zu wählen und seinen Tag aktiv und selbstbestimmt zu gestalten, wird für das ganze Leben wichtig bleiben. Diese Kompetenz erwerben Kinder nicht, wenn sie von einer angeleiteten Aktivität zur nächsten geführt werden.

Durch eine anregende, herausfordernde und vielfältige Gestaltung der Spielumgebung sowie einem breiten, Spiel-/Materialangebot wecken wir die Neugierde, Lernfreude, die Eigenmotivation der Kinder. Damit unterstützen wir den Wunsch der Kinder nach zunehmend eigenständigem Handeln und selbständigem Lernen in ihrem eigenen Tempo und ihren individuellen Möglichkeiten.

Und die Aufgabe der Erwachsenen in dieser Phase des Freien Spiels?

  • das einzelne Kind zu eigenen Wünschen und eigenem Tun zu ermutigen, ihm – wo nötig – Anleitung und Hilfe zu geben, Zeit für das Kind zu haben

  • wenn nötig, Spielimpulse zu geben und Spielideen gemeinsam zu entwickeln; Spielpartner zu sein sowie das gemeinsame Spiel mit anderen Kindern anzubahnen

  • das einzelne Kind sowie die Gesamtgruppe zu beobachten – nicht nur als Beaufsichtigung, sondern um Entwicklungsschritte zu erkennen

  • den Raum den Bedürfnissen der Kinder entsprechend zu gestalten und vorzubereiten